Anregungen, Fragen?
Sie haben Anregungen, Fragen oder Kommentare zu den vorgestellten Projekten? Dann setzen Sie sich per E-Mail an vbgnext@vbg.de mit uns in Verbindung!
In der Projektdatenbank finden Sie viele gute Ideen und Praxisbeispiele, die uns überzeugt haben und die wir Ihnen gerne präsentieren möchten.
In der Projektdatenbank finden Sie viele gute Ideen und Praxisbeispiele, die uns überzeugt haben und die wir Ihnen gerne präsentieren möchten.
LIFENET - ein klinisch-psychologisches Angebot für den Nachwuchsleistungssport
Zusätzliche Informationen der VBG zu diesem Thema:
(einblenden)
Downloads:
Lifenet_Flyer_05_230615.pdf
Ausgangslage und Ziel:
LIFENET ist eine Initiative der Psychotherapeutischen Hochschulambulanz für Kinder und Jugendliche der Universität Leipzig. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf der Förderung, Erhaltung und Wiederherstellung der psychischen Gesundheit von Nachwuchs-Leistungssportlerinnen und -Leistungssportlern.
Während die sehr starken körperlichen Belastungen im Leistungssport wie selbstverständlich berücksichtigt und behandelt werden, ist das Bewusstsein für die mit dem Leistungssport einhergehenden seelischen Belastungen nicht ausreichend vorhanden. Bislang gibt es kaum spezifische Angebote im Bereich der Prävention und der klinischen Psychologie und Psychotherapie, die sich an psychisch belastete Leistungssportlerinnen und Leistungssportler insbesondere im Nachwuchsbereich richten.
Ziel von LIFENET ist, dem Mangel an Aufmerksamkeit und Versorgung entgegenzuwirken. Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Förderung, Erhaltung und Wiederherstellung der psychischen Gesundheit von Nachwuchs-Leistungssportlerinnen und Nachwuchs-Leistungssprotlern. Psychisch belastete Athletinnen und Athleten sollen die Möglichkeit haben, sich psychologisch beraten und bei Bedarf psychotherapeutisch behandeln zu lassen. Dazu gehört, über die Thematik der psychischen Gesundheit im Leistungssport zu informieren und einen Beitrag zu dessen Enttabuisierung zu leisten.
Aktivitäten:
Das multimodale Angebot der LIFENET Initiative reicht von Aufklärungsangeboten über niederschwellige Beratungen, Psychodiagnostik und präventiven Gruppenprogrammen bis hin zu tiefergehenden Einzelbehandlungen. Die Zielgruppe umfasst 10- bis 21-jährige Sportlerinnen und Sportler, die leistungssportlich aktiv sind oder waren. Folgende Angebote gibt es für die Athletinnen und Athleten sowie für enge Bezugspersonen.
1. Im Rahmen der Psychoedukation bieten die Verantwortlichen eine 90-minütige Informationsveranstaltung für Schülerinnen und Schüler an Sportschulen und in Vereinen zur Aufklärung und Enttabuisierung psychischer Belastungen an. Dabei lernen die jungen Athletinnen und Athleten einige Grundlagen der mentalen Gesundheit im Leistungssport kennen und erfahren, wie sie mentale Belastungen bei sich selbst oder anderen frühzeitig erkennen. Zudem werden Anlaufstellen und Unterstützungsangebote aufgezeigt.
2. Die Spezialsprechstunde ist ein unverbindliches Beratungsangebot für Leistungssportlerinnen und -sportler, die nach Unterstützung suchen, sich jemandem anvertrauen möchten oder sich einfach einmal alles von der Seele reden wollen. In den ersten Gesprächen finden die Fachleute heraus, welche Unterstützung sich die Sportlerin oder der Sportler wünscht und besprechen gemeinsam, welche Hilfe am besten geeignet ist. Das kann sowohl ein Gruppen-Workshop oder Gruppen-Training als auch die Weitervermittlung in ein mentales Training oder eine Einzel-Psychotherapie sein. Zudem findet im Rahmen der Spezialsprechstunde eine erste Psychodiagnostik in Form von Fragebögen und strukturierten Interviews statt. In Einzelfällen können unterstützende Beratungsgespräche in Anspruch genommen werden, beispielsweise während des Wartens auf einen Psychotherapie-Platz.
3. Das Gruppenprogramm „Time-Out“ ist ein Angebot speziell für jugendliche Leistungssportlerinnen Leistungssportler, die mentalen Belastungen im Alltag und im Sport erleben. In einer Kleingruppe werden über mehrere Wochen hinweg Strategien zum Umgang mit negativen Gedanken und Gefühlen erlernt sowie Übungen zur Selbstwertstärkung und Verbesserung der sozialen Kompetenz durchgeführt. Ziel ist es, mit Hilfe des Gruppenangebots die starken Belastungen zu reduzieren und gleichzeitig die Lebensqualität der Teilnehmenden zu steigern. „Time-Out“ ist zudem ein wesentlicher Bestandteil des 2Steps4Health-Projektes des Lehrstuhls Sportpsychologie und der Arbeitsgruppe Klinische Kinder- und Jugendpsychologie der Universität Leipzig, das von der Robert-Enke-Stiftung gefördert wird.
4. In der Versorgung psychisch belasteter junger Athletinnen und Athleten ist es fundamental, auch das nahe Umfeld mit einzubinden und aufzuklären. Das können sowohl die Eltern als auch Trainerinnen und Trainer, Lehrerkräfte und Erziehende sein. Zu diesem Zweck haben die Verantwortlichen einen 90-minütigen Informations-Workshop konzipiert, der in regelmäßigen Abständen angeboten wird. Ziel ist es, den Teilnehmenden einen Überblick über die häufigsten psychischen Störungen im Leistungssport zu vermitteln, Fragen zu beantworten und vor allem den Raum für einen gemeinsamen Austausch untereinander zu schaffen. Zudem werden mögliche Frühwarnsignale psychischer Belastungen sowie entsprechende Handlungsmöglichkeiten besprochen, um mögliche Unsicherheiten im Umgang mit Betroffenen abzubauen.
Aktuell arbeiten die Verantwortlichen an einem Handlungsleitfaden und entsprechenden Interventionen zur Verbesserung von Dropout-Gesprächen. Geplant ist, das Angebot inhaltlich und über die Region Leipzig hinaus zu erweitern. Auch sollen die Angebote und Unterlagen in Form eines Manuals veröffentlicht und somit Fachleuten der (Sport-)Psychologie zur Verfügung gestellt werden.
Ergebnisse:
In einer Nachbefragung zur Informationsveranstaltung der Psychoedukation gaben 31 von 32 bisher teilnehmenden Schülerinnen und Schüler an, dass die Inhalte der Veranstaltung für sie interessant waren und für 87,5% war die Veranstaltung praktisch relevant. Alle Befragten würden die Informationsveranstaltung weiterempfehlen.
Im Schuljahr 2022/23 nahmen insgesamt 42 weibliche und 12 männliche Nachwuchssportlerinnen und -sportler im Alter zwischen 11 und 22 Jahren aus 16 Sportarten das Angebot der Spezialsprechstunde mindestens einmal in Anspruch. In einer Stichprobenbefragung gaben 89% der 28 befragten Sportlerinnen und Sportler an, dass ihnen das Gespräch geholfen habe. Zudem würden alle befragten Sportlerinnen und Sportler die Beratung weiterempfehlen.
Im Herbst 2022 gaben 23 Trainerinnen und Trainer sowie Bezugspersonen, die am Informations-Workshop teilnahmen, an, nach dem Workshop mehr Wissen über die zwei wichtigsten psychischen Erkrankungen (Depressionen und Angststörungen) vorweisen zu können als zuvor. Zudem reduzierten sich ihre stigmatisierenden Einstellungen und es wurde mehr Selbstsicherheit im Umgang mit betroffenen Personen berichtet. All diese Effekte blieben auch über einen Zeitraum von vier Wochen nach dem Workshop stabil. Die genaue Methodik kann hier nachgelesen werden.
Besonderheit:
Bislang existieren kaum spezifische Angebote im Bereich der Prävention und der klinischen Psychologie und Psychotherapie, die sich an psychisch belastete Nachwuchs-Leistungssportlerinnen und -Sportler richten. Das Angebot ist kostenfrei, ganzheitlich und bezieht alle beteiligten Personen ein. Von der Aufklärung in den Schulen, über die Beratung und Behandlung von Athletinnen und Athleten bis zur Wissensvermittlung an Angehörige wird das ganze Spektrum abgedeckt. Auch Sportlerinnen und Sportler, die aus ihrem Leistungskader ausgesondert wurden, werden einbezogen und erfahren professionelle Unterstützung.
Sie haben Anregungen, Fragen oder Kommentare zu den vorgestellten Projekten? Dann kontaktieren Sie uns gerne.